10. Oktober 2024

Heute, am 10. Oktober, erinnern wir uns nicht nur an einen historischen Tag, sondern an den Geist einer Zeit, in der Menschen aus tiefster Überzeugung für ihre Heimat, für ihre Gemeinschaft und für die Zukunft Kärntens eingestanden sind.

Der Kärntner Abwehrkampf und die Volksabstimmung von 1920 sind untrennbar miteinander verbunden. Unsere Vorfahren, Männer und Frauen, haben in einer der dunkelsten Stunden ihrer Geschichte Hoffnung gefunden. Während die SHS-Monarchie versuchte, Kärnten zu annektieren, erhoben sie sich. Es war ein Kampf, der Leben forderte – mehr als 200 Tote und 800 Verwundete. Doch dieser Kampf war nicht vergebens.

Am 10. Oktober 1920 gaben die Kärntner ihre Stimme ab – nicht nur für sich selbst, sondern für die kommenden Generationen. Inmitten von Unsicherheit und Nachkriegselend entschieden sich 59 Prozent der Bevölkerung des Abstimmungsgebiets für den Verbleib bei Österreich. Es war eine Entscheidung, die auf Respekt und Zusammenarbeit gründete, eine Entscheidung für die Demokratie, für die Zukunft.

Eine Entscheidung in der erstmals in Europa Menschen über ihre territoriale Zugehörigkeit entscheiden konnten!

Und heute, über 100 Jahre später, steht Kärnten immer noch als Symbol für diese Werte: Freiheit, Respekt, Solidarität. Diese Grundpfeiler unserer Gesellschaft sind das Erbe, das wir weitertragen müssen. 

Denn auch heute, in einer Welt voller Krisen, dürfen wir nicht vergessen, was unsere Vorfahren uns gelehrt haben: Wir sind stark, wenn wir zusammenstehen. In Zeiten der Spaltung und der politischen Unsicherheit müssen wir mehr denn je auf das setzen, was uns verbindet.

Ein solidarisches Miteinander, 

Füreinander statt Egomanie, 

Respekt und Toleranz statt Häme und Feindbilder, 

Vielfalt statt Einfalt, 

vorwärtsgerichteter Optimismus statt rückwärtsgewandter Pessismismus.

Dass unser Land – trotz aller Krisen und Rückschläge – heute besser dasteht als jemals zuvor, ist vor allem ein Verdienst des positive Miteinanders. Auch daran will ich heute erinnern.

Denn es gibt viel Anlass zur Sorge, dass dieser Zusammenhalt mutwillig zerstört wird. 

Unter dem Eindruck der vielleicht krisenhaftesten Phase seit Ende des Zweiten Weltkriegs suchen immer mehr, angetrieben und aufgehetzt von extremen und radikalen politischen Kräften ihr Heil in Polarisierung und Rückschrittlichkeit. 

Doch wir benötigen das Gegenteil. 

Wir brauchen kein Gegeneinander. Wir brauchen mehr Miteinander, mehr Respekt vor und für andere – Menschen genauso wie Vorschläge und Ideen. Nur mit einem wiedererstarkenden respektvollen Umgang können wir auch Zusammenhalt und Fortschritt stärken.

Was, wenn nicht DAS, muss die Lehre aus unserer Kärntner Geschihte, aus dem Abwehrkampf, der Volksabstimmung und dem Versöhnungsprozess der 2000er Jahre sein? Unsere Vorfahren zu ehren, bedeutet auch, genau das zu erkennen.

Es bedeutet auch, für unsere Freiheit in Form unserer liberalen Demokratie einzutreten. Nicht mit Waffen, sondern mit Worten, mit Moral, mit Anstand, mit Respekt vor anderen.

An dieser Stelle zolle ich einmal mehr der Konsensgruppe – Marjan Sturm, Josef Feldner, Bernard Sadovnik, Stefan Karner, Heinz Stritzl sowie LH Dörfler und StS Ostermayer Respekt für ihr historisches Engagement in der Lösung der Ortstafelfrage.

Haben wir den Mut, wie ihn unsere Eltern und Großeltern gehabt haben, unsere ebenso zerbrechliche wie gefährdete Freiheit und liberale Demokratie zu verteidigen, in dem wir uns in unserem Gegenüber wiedererkennen, unabhängig von Sprache oder sozialer Herkunft und so unser Miteinander stärken. Dann wird Kärnten immer ein Ort des Friedens und der Hoffnung, ein Land zum Leben, zum Arbeiten und zum Ver-Lieben bleiben.

In diesem Sinne,

liebe Kärntnerinnen und Kärntner, 

liebe alle in Kärnten lebenden Menschen.

Drage Korošice in Korošeci, 

dragi vsi na Koroškem živeči ljudi.